Innenräume - Innenraumdokumentation Detail
Hotel die berge

Hotel die berge

Anfangs hies es Granat, das Hotel. In Sölden, da ist viel los, Russen, Ballermann, Sport. Im Winter ist`s immer voll, wegen dem Gletscher, im Sommer eh auch, aber dazwischen wäre halt auch gut. Die Familie Pult liebt die berge, wandern, Touren, Bergsteigen, und nachdem die Familie das Hotel betreibt, wäre es doch gut, wenn dann auch Gäste kommen, die das auch gerne tun, das Kommen und das Bergsteigen. Und jetzt wird alles neugemacht, das alte Hotel wird viermal so groß. Drum fährt man jetzt in: die berge. die: unbestimmter, generischer, proprialer Artikel. Bestimmender und weiblicher Artikel berge: her-berge, geborgen, viele Berge, die berge, sie grüßen dich, Im Ötztal sagt man nicht „die Berg“, sondern „die Bärrge“, der Ötztaler Dialekt ist immaterielles UNESCO-Kulturerbe. Materialien: Das Holz der Tresen haben wir in der Baugrube gefunden und dürfte zu 80 % Lärche sein. Der Stein am Boden ist Schiefer, wie auch die berge rundum. Die Möbel sind aus Stahl, den haben die Ötztaler immer schon aus dem Berg gegraben. Die Sitzflächen und Lehnen sind aus Lärchenholz, so wie es rund um den Ort wächst. Die Sitzauflagen (die fehlen noch) sind aus Schafwolle, auf der man auch immer schon rastet. Das Ötztal war immer schon Durchzugsstrecke für Schafhirten Die Glaswand ist mit handgepflückten Almrosen belegt. Design: Die Baamen, wie die Ötztaler sagen, also die Tresen aus dem Baugrubenholz haben wir so verarbeitet, dass sie sich nach der Montage aufbäumen, wie die berge auch, durch den Schwund. Hat ein bisschen viel geschwunden, so 30 cm auf die 6 Meter der Bar, aber das gehört zur Story, und die wird dauernd erzählt. Mit 10 cm haben wir gerechnet. Jetzt lassen wir einmal schwinden, dann wird aufgefüllt. Die Tante Lotte Theorie: Nachdem die Baamen wahrscheinlich so 400 Jahre mindestens im Flusskiesel gelegen haben, wurden sie immer wieder vollkommen durchnässt und sind dann wieder ausgetrocknet, sonst wären sie ja verfault. Dadurch sind so gut wie alle Zellinhaltsstoffe ausgewaschen worden. Und damit total unberechenbar. Wie die berge auch. Die Barhocker sollen wie Werkzeug wirken, deshalb Rohstahl und die Schaufel- und Griffform, Holz und wo’s halten muss, Stahl. Im Ötztal hat es nie Luxus gegeben, hier hat alles praktisch, schnell, stabil sein müssen. Auch die Bar hat diese Funktion: Ein schneller Kaffee und rauf auf den Berg, und danach ein Pfiff. Und wenn eine Gruppe gerade über eine Tour diskutiert, schnapp dir deinen Hocker und rede mit. Die Barhocker erinnern an wachsame Rehe oder Geißlein die sich fest in den Boden stemmen, aber sprungbereit, (wenn das Wetter auftut) Die fliegenden Schafe-Whisperwool An Whisperwool hat die Tante Lotte Jahre lang experimentiert, nun sind sie da. Whisperwool ist ein Bauprodukt, wie die Gipskartonplatten, nur braucht man hier nicht spachteln, die Fugen schließen sich von selbst! Die Schäfchenwolken werden mit Nägeln in die Luft geschossen, auf einen Holzraster, die sieht man genauso wenig wie Schrauben. Whisperwool sind federleicht, 3 kg ca. je Platte. Toll ist, man kann wie bei den Wolken, die dann zu Regen und so weiter und so fort wieder zu Wolken werden, wieder Whisperwool draus machen, ohne irgendwelche Reste. Wie halt dieses Naturdings funktioniert. Die berge sind geladen mit Mythen und Geschichten. Wir wollten nicht nur ein schönes Hotel, wir wollten ein reiches Hotel: an Geschichten. Über zwei Jahre hinweg sind diese entstanden. Teilweise durch tiefe Recherche, teilweise waren sie schon da und wollten geschrieben werden, manche sind auch entstanden, wie zum Beispiel die Geschichte über die Tränen der Rührung von mir, als ich der Familie Pult vorgeschlagen habe, die Sitzauflagen im Frühstücksraum in Farbe und Form der speziellen Flechten im Ötztal zu machen. Und Karoline Pult dann extra nach Innsbruck gefahren ist, wegen etwas sehr wichtigen und mir einen 10 Kilo schweren Stein gebracht hat, mit Flechten darauf. Die 13 jährige Tochter hat ihn persönlich und mit Stolz aus 1400 Höhenmetern ins Tal getragen, damit ich die Farbe abnehmen kann. Horst Philipp, Designer. Tante Lotte Design
Sölden

Tirol

2016

Detailinformation
Gastronomie/Hotel

Sitz-, Wohn u. Schlafmöbel
Boden, Decken, Wandverkleidung

Lärche
Altholz (überwiegend Lärche) aus der Baugrube

Öl
gebeizt

Firmen
Bauherr
Pult Hotel GmbH

6450

Sölden

Gemeindestraße 2

Tirol

Imst


Planer/Designer
Peter Reiter Architekten

6020

Innsbruck

Maria -Theresien-Straße 23

Tirol

Innsbruck

office@peterreiter.at


Ausführende Tischlerei
Tante Lotte Design

6020

Innsbruck

Höttinger Au 44

Tirol

Innsbruck

horst@tantelotte.at


Zweitplaner/-Designer: Tante Lotte Design

Bilder