Holzbau wird größer
Eine Studie des Instituts für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) belegt erneut die positive Entwicklung des Holzbaus in Tirol. Auf Basis einer statistischen Erhebung wurden in zahlreichen Tiroler Gemeinden durch die Wissenschaftler genaue Analysen über die Entwicklung des Holzbaus in den vergangenen Jahren vorgenommen.
Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger und sein Team um Ing. Robert Stingl an der Universität für Bodenkultur Wien haben sich aufbauend auf ihrer Studie aus dem Jahr 2009, erneut eingehend mit der Entwicklung des Holzbaus in Tirol beschäftigt. Auf Basis statistischer Daten wurden über 30 Tiroler Gemeinden ausgewählt und in diesen durch ausführliche Beschäftigung mit vorhandenen Baudokumentationen das Holzbauvolumen für verschiedene Baukategorien genauestens erhoben. Die Ergebnisse für die Stadt Innsbruck, als mit Abstand größte Gemeinde, wurden separat ausgewiesen und werden nachfolgend gesondert kommentiert.
Trend zu Holzbauten hält an
Bereits im letzten Erhebungsjahr, nämlich 2008, war ein Viertel des umbauten Volumens des gesamten Tiroler Baugeschehens in Holzbauweise errichtet. Die aktuellen Untersuchungen der BOKU-Experten belegen ein weiteres Wachstum um 4 % auf nun 29 %; in Anbetracht der schwächelnden Baukonjunktur und dem damit verbundenen Wettstreit der Baustoffe, eine positive Entwicklung für den Baustoff Holz. Erfreulich ist die Entwicklung besonders in der Kategorie Gewerbe- und Industriebauten (Steigerung des umbauten Volumens um 11 % auf nun 23 %). Auch die realisierten Einfamilienhäuser in Holzbauweise sind im Vergleich zu 2008 deutlich gewachsen. Bei Mehrfamilienhäusern gibt es vor allem in Bezug auf das umbaute Volumen noch viel Spielraum nach oben, aber auch hier ist eine positive Entwicklung speziell bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern, welche konsequent auf Qualität setzen, erkennbar.
Immer mehr Bauherren vom Holzbau überzeugt
Bei Um- und Zubauten im Wohnbau und bei landwirtschaftlichen Nutzbauten konnte der bereits 2008 extrem hohe Anteil von im Wohnbau beinahe 60 % bzw. in der Landwirtschaft von rund 80 % in etwa gehalten werden. Der Anteil von Einfamilienhäusern konnte gemäß der aktuellen Erhebung im Vergleich zu 2008 leicht auf 33 % und der Anteil von Mehrfamilienhäusern von 17 % auf 22 % doch deutlich gesteigert werden.
Gerade bei den Mehrfamilienhäusern (Doppelhäuser, mehrgeschossige Wohnhausanlagen etc.) erwartet sich die Holzwirtschaft, sowohl was die Anzahl als auch das umbaute Volumen anbelangt, in Zukunft ein wirtschaftliches Wachstum, sofern sich langfristige ökonomische aber besonders ökologische Kriterien (CO2-Einsparung) durchsetzen.
Regionale Wertschöpfung
„Bauen mit Holz kommt hochgradig der heimischen Wirtschaft zu Gute, die von der Forstwirtschaft über die Holzindustrie bis hin zur Finalbearbeitung durch Zimmerer und Tischler über eine vollständige Wertschöpfungskette verfügt“, so LHStv. Geisler. Holzbauten in Tirol werden zu einem sehr hohen Anteil von regionalen Betrieben ausgeführt, bei Einfamilienhäusern beträgt die Quote durch Tiroler Holzbaubetriebe beispielsweise etwa 80 %.
Wo liegen die Chancen?
Im Bereich der öffentlichen Bauten hat sich der Anteil an ausgeführten Bauvorhaben in Holzbauweise zwar von 33 % auf nunmehr 38 % doch deutlich erhöht, das mit Holz umbaute Volumen in dieser Kategorie von nur 8 % bietet aber noch erhebliche Chancen für Steigerungen. Zwar wird bei Kindergärten und Schulen, bei Renovierungen und Erweiterungen, vielfach auch bei Neubauten häufig auf Holz gesetzt, bei Verwaltungs-, Kommunal- und Verkehrsbauten erwartet die Holzwirtschaft aber künftig ein stärkeres Bekenntnis zum heimischen, nachwachsenden Rohstoff Holz.
Landeshauptstadt Innsbruck
Die erhobenen Daten für Innsbruck zeigen durchgehend eine niedrigere Holzbauquote im Vergleich zum gesamten Tiroler Raum. Besonders die Landeshauptstadt Innsbruck hätte Möglichkeiten und auch Vorbildwirkung, mit architektonisch ansprechenden größeren und vor allem mehrgeschossigen Holz- und Holzmischbauten – ganz egal ob Wohnbau, Verwaltungs- oder Schulbau – Zeichen zu setzen. „Durch schnelleres, umweltfreundlicheres und energieeffizienteres Bauen würden aktiv Beiträge zu bestehenden Umweltfragen, wie z.B. CO2-Emissionen, Lärmbelästigung durch langwierige Baustellen etc., geleistet werden“, so der Vorstandsvorsitzende von proHolz Tirol Karl Schafferer. Generell sieht er die Forst- und Holzwirtschaft, und speziell den Holzbau bzw. die Aktivitäten von proHolz Tirol, auf dem richtigen und durchaus, wie die vorliegenden Studienergebnisse belegen, auf einem erfolgreichen Weg.
LHStv. ÖR Josef Geisler baut auf Holz
Das zuständige Regierungsmitglied für proHolz Tirol, LHStv. ÖR Josef Geisler, ist nicht zuletzt auf Grund der aktuellen Studienergebnisse davon überzeugt, dass das Land mit seiner Unterstützung für die Entwicklung der regionalen Wertschöpfung und der Verwendung regionaler Produkte aus der Forst- und Holzwirtschaft die richtige Strategie gewählt hat. Geisler erwartet sich ebenso aufgrund der weltweit geführten Klima- und Ressourcendiskussion eine weitere Steigerung der Bedeutung von Holz in allen Verarbeitungsstufen.
Bild (v.r.n.l.): LHStv. ÖR Josef Geisler, proHolz Tirol Vorstandsvorsitzender Karl Schafferer, Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger und Geschäftsführer DI Rüdiger Lex präsentieren die aktuelle Studie zur Entwicklung des Holzbaus in Tirol.