Holzbau mit System: Bauweisen für zukunftsfähige Städte
proHolz Tirol organisierte auch dieses Jahr, eingebettet in das Programm der 51. Bildungswoche der Österreichischen Holzbau- und Zimmermeister im Congress Centrum Alpbach, einen interessanten Vortragsabend zum Zukunftsthema urbaner Holzbau mit dem international anerkannten Holzbauplaner Tom Kaden.
Das Auditorium im bis zur Gänze gefüllten, großen Saal durfte nach einführenden Worten der proHolz-Verantwortlichen Karl Schafferer und Rüdiger Lex dem Univ.-Prof. für Architekten und Holzbau an der Technischen Universität Graz Tom Kaden lauschen. Mit seinem Büro „Kaden+Lager“ in Berlin, 30 Mitarbeitern und einer Vielzahl an hochangesehenen großvolumigen Projekten in Holzbauweise prägt er seit vielen Jahren die Szene.
Sein Vortrag begann mit einem beherzten Appell an die Politik, die zunehmenden Probleme betreffend das Wohnen in der Stadt, wie etwa die wuchernden Miet- und Kaufpreise, kaum nachhaltige Bauweisen oder zu wenig effiziente Verdichtungsmaßnahmen, endlich ernst zu nehmen und dagegen anzukämpfen. „Der Holzbau allein wird die Welt nicht retten, kann aber einen beachtlichen Anteil an Verbesserungen bringen“, meint er dazu. Weltweit gebe es viele sehenswerte Projekte, welche die großartigen Eigenschaften und Vorzüge des nachwachsenden Materials auch in großen Dimensionen anschaulich zeigen.
In der Folge präsentierte Tom Kaden einige seiner bereits fertiggestellten sowie in Bau befindlichen Projekte und damit auch die rasche Entwicklung im Holzbau. Vom Tafelbau über den Skelettbau bis hin zum Brettsperrholzbau wurde klar, wie sehr die Technologien, der hohe Vorfertigungsgrad und die Verbindungsdetails in den letzten Jahren modernisiert wurden und welch eindrucksvolle Bauten mit großen Höhen und Spannweiten damit heute möglich sind.
Besonders die meist ungenützten Zwischenräume in unseren Städten sind es, die es dem Architekten besonders angetan haben. Die effiziente Nutzung derselben ist unumgänglich für eine sinnvolle Nachverdichtung unserer Städte und keine Bauweise bietet sich dafür besser an, als der saubere, lärmarme, zeitsparende und nachhaltig wertvolle Holzbau.
Laut eigener Beschreibung zeichnen Konstruktivität und Soziabilität die Architektur von Kaden+Partner aus. Es geht den Planern um den Lebensraum in der Stadt und dezidiert nicht um kurzlebige visuelle Ereignisse. Ihre Projekte wollen sie als Alternativen zum automatisierten Leben in „Suburbia“, aber auch zu den neuen geschlossenen Wohnkomplexen in den Städten verstanden wissen. Ihre Wohnungen öffnen sich auf vielfältige Weise zur Stadt, werden quasi mit dem Raum der Stadt verwoben. So findet sich oft nicht der eine Hauseingang, sondern viele individualisierte Wege zur Wohnung, die viele Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion anbieten. Die Wohneinheiten orientieren sich nach Möglichkeit nach drei Seiten, die dann über Terrassen oder Loggien in den Außenraum weit ausgreifen.
Der Holzbau ist mittlerweile jene Konstruktionsform, die dem Team konstruktiv und ökonomisch die meisten Optionen zur Verwirklichung ihrer Anliegen eröffnet. Geringere Kosten, kürzere Bauzeiten, präzisere Umsetzungen der architektonischen Vorgaben und eine bessere Öko-Bilanz sprechen für das Material Holz, das meist dezent visuell in Erscheinung tritt. Es gilt hier nicht Natürlichkeit vorzutäuschen, sondern Holz wird als ein wohl durchdachtes Instrument industrieller Vorfertigung, meist in Hybridbauweise, eingesetzt. Im Sinne einer städtebaulichen Verdichtung wird bei den meisten Projekten das Haus von der Erschließung, von Treppen und Fahrstühlen abgerückt und der Blockrand geradezu demonstrativ geöffnet.
Die gute Zusammenarbeit mit sämtlichen Fachplanern, den Behörden, der Feuerwehr, den Nutzern und den ausführenden Firmen sei für das Gelingen eines hochwertigen Gebäudes aus Holz daher besonders wichtig. Mit seiner Professur an der Technischen Universität in Graz kann Tom Kaden sein Wissen an die nächsten Generationen weitergeben und damit seine wertvollen Erfahrungen und verwirklichten Beispiele im Holzbau.
Die Veranstaltung wurde im Zuge des länderübergreifenden Projektes BIGWOOD durchgeführt und wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg V-A Italien-Österreich 2014-2020. Ziel des Projekts ist der Abbau von Barrieren für einen erhöhten Einsatz von Holz bei großvolumigen Bauten. Erwähnt wurde auch das zweite aktuelle EU-Projekt Build-in-Wood (Förderprogramm Horizon 2020) in dessen Rahmen sich proHolz Tirol mit den europaweiten Möglichkeiten des großvolumigen Holzbaus intensiv auseinandersetzt.
BU: Vorstandsvorsitzender von proHolz Tirol, Karl Schafferer, der Vortragende Tom Kaden und proHolz Tirol Geschäftsführer Rüdiger Lex freuen sich über den gut besuchten Vortrag im Rahmen des Interreg-Projekts BIGWOOD.